Montag, 2. Dezember 2013

Geschafft! - Ein Rückblick auf den Nanowrimo 2013

Es gab sie, die Momente, in denen ich am Erfolg zweifelte. Diese Momente, in denen ich auf das bereits Geschriebene zurück blickte und mir dachte, dass das niemals jemand lesen will. Dass ich meine Charaktere nicht richtig entwickelt habe, die Story langweilig ist und überhaupt so gar nichts von dem passen will, was ich mir vorgestellt habe. 
Wer schreibt, schreibt zunächst alleine, auch wenn einen Freunde, andere Autoren und Familienmitglieder unterstützen. Man schreibt gegen seine Unsicherheit, seine Furcht und auch gegen das dräuende Gefühl an, man könnte sich in den letzten 5000 Worten total verrannt haben. Die eigentliche Idee verraten haben. Im Nanowrimo nennen sie das den "Inneren Lektor", den es auszuschalten gilt. Ich nenne das eher eine unvermeidliche Entwicklung dessen, dass man eine Menge Worte auf's Papier geworfen hat und erst beim Kontakt mit anderen, mit dem Leser, erahnen kann, ob man es 'richtig' gemacht hat.

Für gewöhnlich schreibe ich kurze Texte. Ich verfasse Kolumnenbeiträge, journalistische Artikel, helfe meinen Kunden dabei, ihre Unternehmen und die Tätigkeitsschwerpunkte auch für Laien verständlich zu machen. Bei diesen Texten weiss ich genau, wo die Schwerpunkte liegen müssen, wie ich schreiben muss, damit meine Leser unterhalten und informiert werden. 
Und das Feedback kommt vom Kunden, von deren Kunden, von meiner Chefredakteurin, von den Lesern der Kolumnen oder Blogartikel. Es kommt sehr schnell, meist sehr ehrlich und hilft mir unmittelbar, meine Schreibe zu verbessern - oder mich auch mal auf den Lorbeeren eines gelungenen Textes auszuruhen.
Beim Nanowrimo geht das nicht. Man schreibt, und 50.000 Worte können ganz schön viel sein. Vor allem, wenn man den Zeitdruck der Zielsetzung im Nacken hat, der dafür sorgt, dass sich die Wochenenden, an denen man eigentlich entspannen möchte, genauso anfühlen wie Arbeitstage. An denen der Lebenspartner gemütlich irgend etwas vor sich hin zockt, während ich selbst mit Worten und meiner Motivation kämpfe.

Aber ich habe es geschafft, wie viele andere auch, und blicke nun auf einen Monat mit vielen Aufs und Abs zurück. Ich habe, wie geplant, so einiges über mich gelernt, und auch darüber, welche Belastungen ich aushalten kann, wenn ich es muss. Man könnte zwar sagen, dass das 'muss' selbst konstruiert ist, aber um echte Bedingungen zu schaffen, habe ich den 30. November wie eine ganz normale Arbeitsdeadline behandelt. 
Ich hatte mir zudem vorgenommen, jeden Tag mehr als die notwendigen 1667 Worte zu schreiben - nämlich 2000 - um auf Eventualitäten vorbereitet zu sein. Die Eventualität trat dann auch in Form einer Einladung zu einem von Microsoft gesponsorten Blogger-Literaturwettbewerb ein, der mich drei Tage lang von zuhause fern hielt (in der Statistik-Grafik sieht man die schreibfreien drei Tage deutlich). Aber auch generell entsprach das geplante Tempo meinen Gewohnheiten: Ich versuche immer, merklich früher fertig zu sein, als es die Deadline verlangt, um einen Puffer zu haben, falls mal etwas schief geht.

Auch habe ich dieses Mal ohne vorbereiteten Plot geschrieben, die Story sollte sich anhand derNotwendigkeiten und Charaktere entwickeln. Es gab einen Anfangspunkt, die erste Szene, die ich mir gedanklich ausgeformt hatte, und einen Wunsch-Endpunkt, zu dem die Erzählung hin führen sollte - das Dazwischen war nicht geplant und entsprang immer den Gedanken "Was sollte jetzt passieren, was wäre eine logische Folge des bisher Geschehenen, wie kann ich die Welt, die Charaktere und die Konflikte der Story deutlich herausarbeiten?".
Es hat manchmal sehr gut funktioniert, einfach drauflos zu schreiben, manchmal gar nicht - insgesamt wohl keine Methode, die ich nochmals verwenden werde, weil sie mich während des Schreibprozesses in die dauernde Überlegung gezwungen hat, was nun als nächstes passieren sollte. Bei einer Illustration lege ich durch eine Skizze bereits das Endergebnis fest und muss dann nur noch mit Tusche und Farbe die Ausführung nachliefern, kann mich also ganz auf die handwerklich-künstlerische Arbeit konzentrieren. So ähnlich muss ich auch beim Schreiben arbeiten, das weiss ich nun.

Meine NaNoWriMo-Statistik für 2013

Meine Erkenntnisse aus dem Nanowrimo 2013 sind folgende:
  • Der Autor im Elfenbeinturm ist OUT. Total out. Das funktioniert einfach nicht, jedenfalls nicht für mich. Ich brauche Leute, mit denen ich mich austauschen kann, wenn ich irgendwo feststecke oder unsicher werde. Die Gespräche mit Thomas Knip und das Zwischendrin-Geschreibsel in der wunderbaren Nanowrimo-Facebook-Gruppe haben mir gut getan und geholfen, den Druck zu vermindern.
  • Irgendwelche sonstigen kreativen Projekte während des Nano-Monats angehen zu wollen ist eine pure Wunschvorstellung. Hat für mich so gar nicht funktioniert, die tägliche kreative Arbeit im Bezug auf Webdesign und Schreiberei hat genug Energie benötigt, dazu dann noch die 2000 Worte pro Tag - das reicht vollkommen, um mich leerzupumpen.
  • Ich brauche Schreibpausen. Insgesamt 26 Tage durchschreiben, nur unterbrochen durch den Wettbewerb, bei dem ich dann auch noch nonstop kreativ gewesen bin, war einfach zu viel. Ich arbeite mit dem fünf Tage schreiben, zwei Tage Pause-Rhytmus sehr gut und werde ihn auch künftig beibehalten, wenn es um eigene Projekte geht.
  • Meistens bin ich eine ziemlich faule Sau, die sich ungern zu Dingen bewegt. Mich einen Monat lang kontinuierlich jeden Tag zum schreiben zu zwingen und dann noch einigermaßen brauchbares abzuliefern war eine interessante Erfahrung. Sie hat mir gezeigt, dass ich kann, wenn ich will und muss. Trotzdem ist das nichts, was ich unbedingt so schnell wiederholen will.
  • Eine einigermaßen ausgearbeitete Welt für das zu schreibende Geschehen ist für mich ein Muss. Dinge erst während des Schreibens entwickeln zu müssen verwirrt mich und lässt mich den Kontakt zu meinen Charakteren verlieren, weil ich mich auf Detailkram konzentrieren muss, der mich im kreativen Prozess nur stört. Also: Künftig werde ich solche Dinge im Voraus entwickeln müssen.
  • Ich bin eine Nachtkreative. Um überhaupt noch etwas von meiner Beziehung zu haben, habe ich das Schreiben tagsüber und spät nachmittags oder nach dem Abendessen durchgezogen, aber wirklich glücklich bin ich damit nicht gewesen. Nachts klären sich meine Gedanken, und dass mich mein 'Brotjob' dazu zwingt, die Arbeitsstunden meiner Kunden (eben die klassischen 9 to 5-Jobs) einzuhalten, ist für mich immernoch eine stille Belastung. Man kann eben nicht aus seiner Haut ...
  • Einen Monat lang nur an einem Projekt arbeiten funktioniert für mich nicht. Ich habe auch im normalen Job mehrere Projekte gleichzeitig, die nach und nach fertig gestellt werden. Es war nahezu ein kleiner Lichtpunkt, als ich gegen Ende des Monats für mein Blog noch ein kurzes Abenteuer-Modul geschrieben habe. Da ging es dann plötzlich ganz leicht, wieder ordentlich Worte rauszuhauen, während die Arbeit am Nanowrimo-Projekt in eine zähe Phase getreten war. Also doch wieder zwei, drei Sachen nebeneinander her.
Es war eine harte, interessante und vor allem erkenntnisreiche Zeit, die mir dank 'meiner Menschen' leichter gemacht wurde - deswegen gilt der letzte Absatz euch:
Meinem Lebensgefährten Alex, der im letzten Monat nicht wirklich viel von mir hatte und mich dennoch jeden Tag aufs neue angefeuert und unterstützt hat
Meinen Freunden Markus, Mun, Jo und einigen anderen, die mich gestützt und immer wieder motiviert haben
Meinem Mentor Mike, dessen Ratschläge für die Story wie immer von unschätzbarem Wert waren
Meiner Nanowrimo-Gruppe bei Facebook, ohne die diese ganze Sache ganz grausam langweilig gewesen wäre (Thomas, Daniela, Bernd, Sabine, Gundel, Petra und den anderen!)

Nächstes Jahr wieder? Das muss ich mir noch überlegen, aber generell - warum nicht? Vielleicht dann die Fortsetzung meines Steampunk-Romans, wer weiss ...

2 Kommentare:

  1. Du hast meinen vollen Respekt für das Durchziehen des NaNoWriMo's! :)

    Seit 2008 lese ich immer wieder darüber und finde es unheimlich spannend. Aber dran getraut habe ich mich bisher nicht. Dabei hätte letztes Jahr zeitlich zumindest funktionieren können, nur traf mich der November irgendwie "unvorbereitet" und planlos losschreiben liegt mir so gar nicht. ;)

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    1. Danke :) naja, ich habe auch erst gehadert, ob ich es machen soll oder nicht, aber dann dachte ich mir: was solls, wenns klappt, ist es toll, wenn nicht, dann ist nichts verloren. Dieses Jahr hat's geklappt - vielleicht sind wir nächstes Jahr ja writing buddies ;)

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